Rotmilan

Rotmilan

Milvus milvus, Roter Milan, Gabelweihe, Königsweihe, Deutschlands heimlicher Wappenvogel
Klasse: Vögel
Größe: max. 70 cm
Flügelspannweite: 160 cm
Gewicht: etwa 1kg
Alter: 10 - 20 Jahre
Aussehen: rot-braunes Brustgefieder
Geschlechtsdimorphismus: Ja
Ernährungstyp: Allesfresser (omnivor)
Nahrung: Nagetiere wie Mäuse und Ratten, Feldhamster, Singvögel, Fisch
Verbreitung: Europa
ursprüngliche Herkunft: Mitteleuropa
Schlaf-Wach-Rhythmus: tagaktiv
Lebensraum: offene Felder als Jagdrevier
natürliche Feinde: Uhu, Habicht, Waschbär, Baummarder
Geschlechtsreife: mit dem zweiten Lebensjahr
Paarungszeit: März - April
Brutzeit: 30 - 34 Tage
Gelegegröße: 2 - 4 Eier
Sozialverhalten: gruppenbildend
Vom Aussterben bedroht: Ja ,  ca. 15.000 Brutpaare in Deutschland
Potenziell gefährdet (Abnehmend)
Der Rotmilan ist ein großer, rostroter Greifvogel, der elegant am Himmel segelt. Er ist leicht an seinem gegabelten Schwanz zu erkennen, weswegen er im Volksmund auch Gabelweihe genannt wird.
  • Merkmale: Der Rotmilan ist mit circa 65 cm Körpergröße größer als der Mäusebussard. Der überwiegend rostrote Greifvogel mit schwarzen und weißen Feldern auf der Unterseite und grauem Kopf bewegt sich im Flug spielerisch und äußerst elegant.
  • Gefieder: Den Rotmilan erkennt man an seinem rostroten Gefieder und vor allem an seinem großen, gegabelten Schwanz. Sein volkstümlicher Name „Gabelweihe“ kommt genau daher. Mit der Gattung der Weihen, den bodenbrütenden Greifvögeln der Offenlandschaft, ist er jedoch nicht verwandt.
  • Horstbau: Eine Besonderheit des Rotmilans sind seine unordentlichen Nester, denn Rotmilane lieben es, ihr Nest mit allerlei Fundstücken auszustatten! Vogelkundler fanden neben Plastiktüten, Unterwäsche, Arbeitshandschuhen und Tennisbällen sogar Plüschtiere, die ins Nest eingebaut wurden. Warum die Tiere dieses Verhalten zeigen, ist noch immer unbekannt.
  • Lebensweise: Rotmilane sind typische Bewohner der offenen Landschaft, benötigen aber ein Mosaik aus unterschiedlich bewirtschafteten Flächen und bewaldeten Gebieten. Über Äckern und auf Wiesen und Weiden, also Grünland, suchen sie nach Beutetieren. Auch über kleinen Siedlungen und Dörfern und sogar über Autobahnen kann man sie manchmal auf der Suche nach Fressbarem segeln sehen, denn auch Aas und Abfälle verschmähen Rotmilane nicht.
    • Der Rotmilan ist ein Zugvogel – ab Oktober bricht er in wärmere Länder auf. Für den Zug in die Winterquartiere benötigen die eleganten Thermiksegler rund zwei Wochen, in denen sie täglich Strecken von 50 bis 200 km zurücklegen. Auf dem Zug kommen Rotmilane oft zu großen Schlafgemeinschaften zusammen. Auffällig ist: Verbrachten früher noch sehr viele Rotmilane den Winter auf der Iberischen Halbinsel, so nimmt die Zahl der in Mitteleuropa und Südfrankreich überwinternden Vögel stetig zu. In Deutschland überwintern regelmäßig 1.000 bis 1.200 Tiere. Aber auch Großbritannien, wo die Art durch Wiederansiedlungsprojekte im Aufwind ist, die Schweiz, Tschechien, Schweden und Italien werden immer beliebter als Überwinterungs-Ziel. Die heimischen Rotmilane kommen im März nach Deutschland zurück und besetzen hier ihre gewohnten Brutreviere.
    • Rotmilane sind mit ihrer Nahrung nicht wählerisch: Früher war der Feldhamster ihr wichtigstes Beutetier. Heute ist der dieser selten geworden und zur Brutzeit sind Abfälle und Aas die wichtigste Nahrungskomponente. Danach folgen Vögel, dann Mäuse, Hasen (als Mahdopfer), Maulwürfe und Fische. Die Greifvögel suchen über Dörfern und der offenen Landschaft nach Fleischabfällen und nach toten Tieren, plündern Drossel- oder Finkennester, schnappen einen toten Fisch aus dem nächsten Gewässer und fliegen hinter dem Mähwerk her, um die Mahdopfer aufzulesen oder sie den Krähen abzujagen. Rotmilane sammeln also eher, als dass sie aktiv jagen. Besonders morgens stehen sogar Regenwürmer auf dem Speiseplan, die sie auf noch taunassen Äckern auflesen.
      Während der Brutzeit müssen die männlichen Rotmilane den ganzen Tag aktiv sein, um ausreichend Futter für das Weibchen und die Jungvögel herbeizutragen. Erst im Laufe der Brutzeit verändert sich die Nahrungszusammensetzung: Bevor die Grünlandmahd im späten Frühjahr einsetzt, sind Nestlinge von Singvögeln besonders wichtig, später werden Mahdopfer verfügbar. Mit der Erntezeit stehen Mäuse reichlich zur Verfügung.
    • Rotmilane sind ihrem Partner in der Regel über Jahre treu. Auch wenn sie den Winter nicht gemeinsam verbracht haben, treffen sich Weibchen und Männchen am Ende des Winters im Revier wieder. Die gleich danach beginnende Balz mit gemeinsamen Flügen, Futterübergaben vom Männchen ans Weibchen und schließlich dem Ausbau des Nestes stimmt die Partner
      auf die Brutphase ein. Zur Brut benötigen die Paare Bäume ausreichender Höhe zum Nestbau. Brutplatzwechsel sind sehr häufig, weswegen mehrere Nester angelegt und sogar im Wechsel mit anderen Arten genutzt werden. Meist brüten sie am Rand von Wäldern oder in Gehölzinseln, nur selten tief im Wald. Die ersten Rotmilane legen ab Ende März zwei bis drei
      Eier. Nach ca. 30 Tagen Bebrütung durch das Weibchen schlüpfen die Küken, die bei guter Versorgung rasant wachsen, 50 Tage nach dem Schlupf flügge sind und das Nest verlassen. Den Großteil der Fütterung von Weibchen und Küken übernimmt das Männchen. Erst später beteiligt sich auch das Weibchen an der Jagd. Daher steht und fällt der Bruterfolg von Rotmilanen mit der Nahrungsversorgung.
  • Bedrohungen: Durch die Intensivierung der Landwirtschaft hat der Rotmilan Probleme, ausreichend Nachwuchs groß zu ziehen, weil immer mehr Grünland und Brachen für seine Nahrungssuche wegfallen. Eine weitere Bedrohung ist die Windenergie - immer mehr Rotmilane fallen den Rotoren der Anlagen zum Opfer!
    • Intensivierung der Landwirtschaft:
      Zur Brutzeit bitte nicht stören!
      Wie alle Vögel sind auch Rotmilane während der Brutzeit sehr störungsempfindlich. Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich darum für Nestschutzzonen ein: Das sind kleinräumige Gebiete rund um Greifvogelnester, in denen in der Brutzeit von April bis Ende Juli keine Forstarbeiten oder andere Störungen stattfinden sollen.

      Blick versperrt - keine Beute für den Rotmilan
      In den letzten Jahrzehnten hat sich der Lebensraum des Rotmilans stark gewandelt. Hohe Düngergaben, der Einsatz von Chemie gegen Unkraut und Nagetiere sowie technischer Fortschritt bewirken, dass die Kulturen bereits im Frühjahr dicht und schnell aufwachsen. Ein weiteres Problem ist der Verlust der Anbauvielfalt. Ganze Landstriche bestehen heute oft nur noch aus ein oder zwei Kulturen. Bei der Suche nach Nahrung treffen Rotmilane somit auf einen dichten Teppich aus Getreide oder Raps, der ihnen die Beutesuche erschwert.
    • Menschliche Infrastruktur
      Tod am Windrad
      Keine Vogelart wird häufiger an Windenergieanlagen getötet als der Rotmilan. Aufgrund seiner Verbreitung hat Deutschland, das Land der Energiewende, eine besonders hohe Verantwortung für den Rotmilan – aus diesem Grund werden regelmäßig Konflikte zwischen der Windenergie und dem Artenschutz ausgefochten!
  • Jagdrecht: Der Rotmilan unterliegt wie alle Greifvögel einer ganzjährigen Schonzeit ist jedoch stark von illegaler Verfolgung betroffen.
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